Das Neue ist anders als das Neue, das wir uns vorgestellt haben.
Niemand steigt zweimal in den gleichen Fluss! (Heraklit)
Das Ganze ist mehr und anders als die Summe seiner Teile.
Mit dem Ankommen im Neuen formieren sich wieder die unterschiedlichen Strebungen und wir richten uns neu aus. Der Mensch, der in der Phase des Dazwischen sehr auf sich selbst, seine inneren Anteile fokussiert war, richtet jetzt seine Aufmerksamkeit wieder stärker nach außen, auf das Leben, auf andere Menschen. Die eigene Identität, das Selbstverständnis, das zeitweise vielleicht in unterschiedliche, unverbundene Anteile zerfallen war, formiert sich wieder zu einem Ganzen. Dies sind weniger Prozesse, die durch bewußte Anstrengungen hervorgebracht werden, als viel mehr solche, die alle Seiten eines Menschen umfassen und nicht nur die, die seiner/ihrer bewußten Kontrolle unterliegen.
Das Neue ist nicht einfach die Negation des Alten, sondern beinhaltet auch ganz andere Elemente. Bestünde es nur in der Umkehrung des Alten oder seiner Verneinung trügen wir es noch genauso mit uns herum. In diesem Neuen ist es möglich zu verzeihen, sich auszusöhnen, das Gegebene anzunehmen, um damit zu leben und alte Loyalitäten aufzugeben, um in der Folge gute Arten des Verbunden bleibens zu entwickeln.
Weitere Kennzeichen dafür, dass eine Entwicklung im Neuen angekommen ist:
Das Zeiterleben ist wieder aus einer Gegenwart, die durch die der Vergangenheit geprägt war, auf eine Gegenwart, die durch Gegenwärtiges und Zukünftiges, ausgerichtet. Während in den vorigen Phasen das Zeiterleben eher auf die Vergangenheit gerichtet war, auf die Verluste, im Dazwischen mehr chaotisch, ungerichtet zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schwankte, so richten sich mit dem Ankommen im Neuen das Denken, das Erleben, die Antriebe, die Handlungen wieder mehr in Richtung Zukunft aus.
Das Alte, das, was abgeschlossen wurde, fühlt sich entfernt an, es verblasst, wie alte Fotos in der Bilderschachtel, es verklingt, wie ein Ton am Ende eines Stückes. Und in der Erinnerung zeigen sich die begleitenden Gefühle nicht mehr so stark oder in einer anderen Form.
Die Rückseite der Veränderung wird in der Betrachtung zur Vorderseite. Das, was durch den Wandel gewonnen wurde, wird zum Leitmotiv: Die neue Lebensqualität nach einer bedrohlichen Erkrankung etwa, die auch wie das Geschenk eines neuen Leben betrachtet wird.
Vorschlag:
- Legen Sie ein Verzeichnis eigener Verluste an und ergänzen Sie es im zweiten Schritt um die „unerwarteten Gewinne“ (Das Neue ist nicht einfach die Verneinung des Alten, sondern etwas Anderes.)
- Welche Ressourcen haben sich im Rückblick als hilfreich erwiesen?
Das Neue annehmen
Emergenz und Kohärenz
„Minimal Changes“ oder das Neue kommt in kleines Schritten
Die Rolle des Zufalls: Vorbereitung trifft auf Gelegenheit
Resumee
Um von einem Wandel zu profitieren, ist es wichtig, sich Zeit für das Dazwischen zu nehmen, nicht zu pushen: Mind the Gap! Wertschätzung für die Lücke!